Grashof-Geschichten (2): Junior-Chef Sir Nicolas I.

17.03.2019 grashof blog 2

Hallo, liebe Leser! Ich bin es wieder: euer Grashof-Geschichten-Erzähler. Ihr wisst schon: der Insider, der seinen Namen nicht verrät. Der Beobachter, der Augen und Ohren überall im Landhotel hat, von dem aber niemand weiß, wer er ist. Vor allem aber der Stammgast beziehungsweise der Sufflapp, der gern an der Theke sitzt — denn da bekommt man bekanntlich alles mit.

 

Dass ihr jetzt einen guten Monat lang nichts von mir gehört habt, hat genau zwei Gründe. Zum einen musste ich erst mal den Weiberfastnachtsrausch ausschlafen. Leck-o-mio, war das ein Schlag! Ein guter Freund würde sagen: „Da habe ich mir ganz schön die Rüstung verbogen.“ Ich kann mich ja nicht mehr an viel erinnern, aber ich weiß noch, dass ein Pelikan den Kostümwettbewerb gewonnen hat und Grashof-Chef Karsten sich auch nicht hat lumpen lassen. Jedenfalls sagen das die Fotos, die ich am nächsten Tag auf meinem Handy entdeckt hatte.

Zum anderen habt ihr so lange nichts von mir gehört, weil dieser Blog eben nur einmal monatlich erscheint. Der Vorteil daran: Die Geschichten gehen mir so schnell nicht aus.

 

Das letzte Mal sprachen wir darüber, wie es in der Küche des Landhotel Grashof zugeht. Ihr erinnert euch: Es ging um den chef de la cuisine René, der es kolossal hasst, wenn jemand die Speisen nicht richtig aussprechen kann. Stichwort: Knotschi.

 

Heute geht es deutlich entspannter und weniger divenhaft zu. Denn heute möchte ich euch die Geschichte von Sir Nicolas I. erzählen. Sir Nicolas I., oder einfach nur Nico (wie ihn seine Untergebenen freundlicherweise nennen dürfen. Wobei Küchenchef René ja meistens Sir Njockilas sagt.), ist der Kronprinz der Unternehmung Grashof. Das heißt: Eines Tages wird Nico das Zepter in Händen halten und das Regiment übernehmen, das aktuell Papa Karsten innehat. Beziehungsweise denkt Papa Karsten ja nur, dass er am Grashof das Sagen hat. Dabei wissen wir alle, dass eigentlich seine Frau Astrid den Laden schmeißt. Aber das hatten wir das letzte Mal ja schon.

 

Jedenfalls ist das Landhotel seit jeher in Familienhand. Heinrich Brähler, der Uropa von Sir Nicolas I., gab es an seinen Schwiegersohn Ulf Klauschke weiter, der es wiederum seinem Sohn Karsten übergab. Es ist also nur logisch, dass der Staffelstab irgendwann wieder vom Vater an den Sohn weitergegeben wird.

 

Und dafür übt der Juniorchef auch schon fleißig: Im Prinzip ist er schon seit seiner Geburt am Grashof mit dabei. Erst schreiend am Wickeltisch, mittlerweile fleißig vor, aber auch hinter dem Tresen. Wenn man sich von Nico bedienen lässt, dann bekommt man das Gefühl, dass der Kerl nie etwas anderes gemacht hat. „Der ist souverän und ausgebufft“, nennen die einen das. Außerdem ist er auch nie um einen flotten Spruch verlegen und weiß genau, wie er die Gäste zu nehmen hat. „Der hat es faustdick hinter den Ohren“, sagen die anderen dann.

 

Doch eines muss man ihm lassen: Bei Kronprinz Sir Nicolas I. ist der Kunde immer König. Beispiel gefällig? Gern: Bei einem Praktikum, das Nico vor ein paar Monaten in einem großen Thermalbad der Region gemacht hatte, kam es zu einer Kundenbeschwerde. Nico zückte daraufhin kurzerhand Zettel und Stift und gab dem Gast die private Handynummer des Chefs. Dazu sagte er in etwa: „Lieber Gast. Da können Sie anrufen — zu jeder Tages- und Nachtzeit. Denn Ihre Beschwerde wird bei uns ernstgenommen.“

 

Papa Karsten hat derweil trotzdem keine nächtlichen Anrufe zu befürchten, denn worüber sollte man sich am Grashof schon beschweren! Allerhöchstens ruft der Küchenchef mal an, weil ein Banause statt „Brusketta“ „Bruschedda“ oder statt „Zukkini“ „Zuchini“ bestellt hat.

 

Aber klar ist auch: Wenn Papa Karsten irgendwann einmal das Zepter an Thronfolger Sir Nicolas I. weitergibt, dann wird auch der neue Grashof-König dem Irrtum erliegen und glauben, dass er das Sagen hätte. Doch im Hintergrund zieht weiterhin — genau, ihr wisst es bereits — Königin Astrid die Fäden.

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